Vor einigen Wochen habe ich eine Postkarte gesehen mit genau diesem Spruch.
Seitdem ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Ja, ich bin eine „Sprüchetante“.
Ich stehe total auf Lebensweisheiten, weil sie mir immer wieder so viel Zuspruch und „Aha-Effekt“ geben.
Nun ja, irgendwie hing dieser Spruch nun in meinem Kopf fest.
Warum? Tja, warum nur...
In den vergangenen Jahren bin ich - sportlich gesehen - durch so viele Ups und Downs gegangen, dass ich aufgehört habe zu zählen. Dass ich aufgehört habe darüber nachzudenken, ob es ein Down ist oder vielleicht doch schon wieder ein kleines Up?
Aber letztlich sind alle Schwierigkeiten und Hindernisse Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.
Vielleicht verschiebt sich auch die Definition mit den Erfahrungen, die man über die Jahre macht. Waren es anfangs nur die ganz großen Erfolge die zählten, ist man vielleicht irgendwann so weit unten, dass selbst ein einzelner Schritt ein Erfolg ist.
Ich habe immer für meine Leidenschaft, die Leichtathletik gekämpft, wohlwissend, welches Potential in mir steckt.
Aber im Alter - und das darf ich an dieser Stelle mit 31 Jahren sagen - dauert alles einfach länger: der Formaufbau, die Anpassung, die Regeneration.
Nach unserem Umzug im vergangenen Jahr nach Leipzig war dies nochmal ein Startschuß für mich.
Alles auf Reset.
Keine Gedanken daran, ob ich gerade auf einem Berg oder im Tal stehe.
Ausgangslage: Neutral. Unvoreingenommen. Frei.
Oder wie man neuerdings sagt: #fromwhereistand. Einfach da. Offen.
Nichts anderes zählte außer der Neuanfang.
Beflügelt von der neuen Umgebung, dem neuen Input meines Trainers Jan und meines Psychologen Ralfs, dem guten Karma meines Heilpraktikers Ralph-Hagen und vor allem der Zusicherung und Rückendeckung meines neuen Arbeitgebers RB Leipzig hatte ich für dieses Jahr noch einiges vor...
Doch in den letzten Wochen verdichtete sich das (trainings-)„alt sein“.
Die Achillessehne(-n) zwackte(-n) immer wieder, was über geschickte Trainingssteuerung umspielt werden konnte, hinzu kam der operierte Fersenknochen.
Mit dem jähen Ende eines 1. „Comeback“-Laufes nach 3 Jahren 100m-Hürden-Abstinenz in Form eines angeschwollenen und 3 Tage nicht belastbaren Fußes.
Vielleicht ist es einfach ein Zeichen.
Weil ich das erste Zeichen, die Postkarte, nicht verstanden habe.
Mein Arbeitgeber hat mir vor einigen Wochen eine unglaubliche Stelle angeboten.
Im Prinzip das, wovon ich immer geträumt habe, aber nie geglaubt hätte, dass ich dies erreichen könnte, da meine berufliche Kompetenz im Vergleich zu Anderen meines Alters aufgrund der sportlichen Karriere nun doch vergleichbar geringer ist.
Als ich das Gespräch mit meiner Vorgesetzten von dem Angebot erfuhr, fuhren alle Systeme in mir hoch.
Plötzlich war da mein „berufliches Olympia“.
Die Aussicht, dass ich wieder einmal mit viel Ehrgeiz und Fleiß etwas Großes erreichen kann.
Doch damals galt weiterhin der absolute Rückhalt und Wille aller meiner sportverrückten Kollegen mich mit ihrer Unterstützung quasi nach Rio „zu tragen“ (Danke, ihr seid die Besten !!).
Zurück zum Wettkampf am letzten Maiwochenende in Jena.
An der Stelle auf eben jener Bahn, auf der ich zum 1. Mal deutsche (Jugend-)Meisterin geworden bin.
2004 mit 8 Schritten, 2016 (zum allerersten Mal) mit 7 Schritten (yey, ich habe es gepackt – und es war geil !!).
Auf der Bahn auf der mein Stern aufgegangen ist, sollte er (in exakt der gleichen Zeit im Übrigen!) auch wieder untergehen.
Nach Rücksprache mit meinem behandelnden Arzt Dr. Steger, der mich in den letzten Monaten sehr liebevoll und aufopfernd betreut hat, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass ich mit der weiteren Aufbelastung meine Gesundheit nach der extremen Reaktion eines einzelnen Wettkampflaufes sehr gefährden würde und eine schlimmere Verletzung nicht mehr auszuschließen sei.
Natürlich weiß ich, dass es nicht immer ums Gewinnen geht.
Es geht darum, dass man kämpft.
Aber ich habe viel, lange und oft gekämpft
– und langsam bin ich müde.
Müde von den Schmerzen, den Enttäuschungen und den nicht vorhandenen Erfolgen.
Geld spielte nie eine Rolle für mich, diesen Sport auszuüben.
Meine Bezahlung war stets das Adrenalin in meinen Adern und der Erfolg.
Doch wenn auch dieser langfristig ausbleibt, wird das Überleben hart.
Und auch das Glücksgefühl, was einem eine harte, aber lohnende Einheit, was einem ein toller Wettkampflauf gibt oder eine Bestleistung gibt, fehlt sehr.
Da es heißt:
Wer glücklich sein will, braucht Mut.
Mut zur Veränderung,
neue Brücken zu bauen,
alte Pfade zu verlassen
und neue Wege zu gehen.
Den alten Weg in den Kraftraum oder mal auf die Nordanlage werde ich sicherlich das ein oder andere Mal wiederfinden, aber mein neuer Weg führt mich von nun an in mein neues Büro (behängt mit tollen Sprüche-Postern!) zu meinen fantastischen Kollegen.
Adios Tartanbahn,
Ciao Hürden!
Macht es gut und: D-A-N-K-E !!!
Eure